Bistum Limburg arbeitet sexuellen Missbrauch auf – 60 Vorschläge
Limburg/Frankfurt/Main (dpa) – Eine Fachstelle für sexualisierte Gewalt und eine Ombudsstelle für Betroffene zählen zu den Vorschlägen, wie künftig im Bistum Limburg sexuelle Übergriffe und Missbrauch verhindert werden sollen. Mehr als 60 Maßnahmen schlagen Wissenschaftler, Kirchenvertreter und Betroffene vor. Fast ein Jahr lang war der Umgang mit sexuellem Missbrauch im Bistum analysiert worden. Gestern wurden die Ergebnisse des Projekts «Betroffene hören – Missbrauch verhindern» in der Frankfurter Paulskirche an Bischof Georg Bätzing und Ingeborg Schillai, Präsidentin der Limburger Diözesanversammlung, übergeben.
Bätzing kündigte die Berufung einer Unabhängigen Diözesanen Kommission an, die die Umsetzung der Maßnahmen begleiten soll. «Wir alle wissen, dass ein gutes Stück Arbeit auf uns zukommt und dass die Wege schmerzlich sein werden», sagte Bätzing, der auch Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz ist. Schillai sprach von einem «Beginn der Ehrlichkeit», nannte aber auch die Grenzen des Projekts: «Es wird nicht alles gut durch ein solches Projekt.» Es mache keinen Missbrauch ungeschehen.
Die aus der Sicht vieler von Missbrauch betroffener Menschen gewünschte öffentliche Nennung der Täter und Vertuscher könne es aus juristischen Gründen nicht geben, sagte der Jurist Josef Bill zur Aufklärung von 46 erfassten Missbrauchsfällen. Die Klarnamen der Kleriker könnten nur dem Bischof als Auftraggeber des Projekts genannt werden.
Der Missbrauchsskandal hat wie wohl kein anderes Thema die Glaubwürdigkeit der Kirche als Institution gerade bei vielen Gläubigen erschüttert. Als Konsequenz hatte die Bischofskonferenz im vergangenen Jahr den «Synodalen Weg» beschlossen, einen Reformprozess, der sich mit Machtmissbrauch, der Rolle von Frauen in der Kirche, der Aufarbeitung des Missbrauchskandals und der Sexualmoral der Kirche befasst.